Lange Wege

21. Januar 2008

Es gibt nichts Schlimmeres, als zu WISSEN (und zwar genau zu wissen), dass es neue Tracks gibt, sie sich aber als sehr schwer zu ergattern gestalten.

Das gilt vor allem für Remixe und Indie-Zeugs, Bootlegs oder eben Unreleased Edits von Lieblingsbands und -künstlern, die gerne mal im Internet auf die Pauke hauen (MySpace zum Beispiel). Uffie ist da auch so ’ne kleine Ratte, die jeden warten lässt. Umso glücklicher war ich, endlich den Audioporno Remix zu „Fais Rentrer Les Euro“ von MITCH, Feadz und Uffie gefunden zu haben vor ein paar Tagen. Und dann hat man immer dieses superbefriedigende Gefühl, das Gefühl, das sich auch nach einer langwierigen Schatzsuche einstellen würde: Am Ende die Belohnung.

… zumindest wäre dem so, wenn nicht heute mein Ipod gestorben wäre. Jetzt bringt mir jegliche Musik NADA, weil ich ja nicht dazu komme, sie zu hören. Ich kann gar nicht ausdrücken, wie sehr mein Herz schmerzt. Hat eigentlich irgendjemand Erfahrung damit, wenn der Ipod zwar vom PC erkannt wird, er aber trotz Reset und Wiederherstellung und Schlagmichtot nicht anspringt (also der Screen bleibt schwarz, man hört aber das Laufwerk)? Wenn ja, Hilfe, Garantie hat der auch keine mehr.

(By the way: Den MITCH Track findet ihr bei Missingtoof).

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Now playing: Feist – 1234 (My!Gay!Husband! Get Up Kid Edit)
via FoxyTunes

Das ist jetzt ein gutes Jahr her, dass mir ein Mixtape in mp3-Form zugeflogen ist, auf dem echt guter Underground-Stuff aus dem verruchten Genre des deutschen Hip Hop versammelt wurde. Das geile ist, dass so gut wie kein Gangstashit verbreitet wird, sondern hauptsächlich witzige, intelligente und tatsächlich sozialkritische (im Sinne von: Scheissverhältnisse anprangernde, nicht feiernde) Tracks. Besonders beeindruckt hat mich der Flow eines bestimmten Künstlers, der im Stück „Ossiland“ den Tagesablauf von Ronny beschreibt, einem arbeitslosen Nachwuchsnazi aus dem wunderschönen MeckPom. Als es in den nächsten Songs um einen Nachtwächter in einem Museum, einen depressiven Altenpfleger und um den durch Pilze hervorgerufenen Trip ins Salamanderland ging, hatte derwirklichgutejunge einen neuen Fan in mir gefunden.

Angry Teng ist ein afghanisch-stämmiger Rapper aus Bonn, der seine Jugend wohl lieber damit verbracht hat, sich über die Welt Gedanken zu machen und in Reimform zu pressen, anstatt in U-Bahnen rumzuwüten, wie es erwartet wird. Guter Rebell.
Jetzt ist sein Debut-Album „Nich zu fassen“ [Edit: Angry teng persönlich hat mich darauf hingewiesen, dass man das „nicht“ ohne t schreibt :-)] draussen, das irgendwo zwischen Märchen, Science-Fiction, Sozialkritik und Alltagsbeobachtungen jenseits des Ghettos schwankt.
Weil es so ziemlich das einzigartigste im deutschen Hip Hop ist, dass ich die letzten Monate gehört habe, der dringende Tipp, sich das mal anzuhören.

Myspace

Einfach Schön.

19. Januar 2008

So. Auch wenn wir noch einiges an Detailfragen zu klären haben, denke ich, könnten wir so langsam mal beginnen hier unseren unqualifizierten Senf zur musikalischen Weltlage abzugeben. Wenn sich keiner traut, fang ich jetzt einfach mal an.

Bandname: M83. Besetzung: Anthony Gonzalez, ein junger Franzose – waren mal zwei – der sich für Live Auftritte aber immer ne ganze Band zusammenstellt. Stil: irgendwas zwischen Electro, Rock, Ambient und Lo Fi. Klingt wie: Sigur Rós, Explosions In The Sky, Radiohead.

Ok, nun da wir die Fakten abgehandelt haben, zu dem, was ich über diesen illustren Herrn denke. Kurz ich finde M83 einfach nur Hammer. Zum ersten mal vor ca. 3 Monaten auf einer der unzähligen gesharten (es lebe Denglisch) iTunes Bibliotheken an meiner Uni entdeckt und seit dem immer wieder in meinen Playlisten auftauchend. Und das will was heissen. Normalerweise ist das Hörbarkeitsdatum neu erworbener Musik bei mir auf ein paar Tage begrenzt. Die Musik kann noch so gut sein, bei meinem junkie-esquen Konsum setzt spätestens nach einer Woche die Langeweile ein. Nicht so in diesem Fall.

Vielleicht liegt es daran, dass der Sound ständig zwischen zwei Extremen schwankt. Einerseits melancholisch, sphärische Minimalistenklänge („I Guess I’m Floating“), andererseits zerstörerische Brachialpanik („Asterick“) und macnhmal irgendwo dazwischen, dann aber meist elektronischer klingend („Slowly“). Allerdings sehe ich mich dadurch meist mit dem Problem konfrontiert, dass sobald ich M83 irgendwo öffentlich spiele, sprich im Uniarbeitsraum, in der WG oder im Auto, ich eigentlich immer damit rechnen kann das jemand entweder „Boah, kannste mal was unstressigeres reinmachen.“ oder „Junge, ich schlaf gleich ein.“ schreit. Ja, ich gebe zu, es ist gewöhnungsbedürftig. Aber das ist gute Musik (fast) immer. In meinen Augen muss man sich in alles, was anspruchsvoll ist, erstmal reinhören bzw. ein Gehör dafür entwickeln. Das ist halt keine 08/15 Pop-Scheiße, bei der man sich nach zwei Takten die nervige und meist ungewollt ohrwurmfördernde Melodie schon denken kann. Aber es lohnt sich. Genauso wie man sine Lieblingsstücke auf Alben meist dann erst findet, wenn man die Platte 20mal gehört hat, und diese Lieder dann meistens NICHT die Single Auskopplungen sind, ist es mit Bands wie M83. Erst nach mehrmaligem Zuhören, und damit meine ich wirklich ZUhören, nicht einfach beim Arbeiten nebenherlaufen lassen, kann man die feinen, intelligenten Soundstrukturen wirklich erkennen und wertschätzen. Und bei Herrn Gonzales sind diese Strukturen meiner Meinung nach eben besonders beeindruckend. Man kann sich in seinen Stücken völlig verlieren um irgendwann zu merken, dass man gerade völlig geistesabwesend und versunken dreieinhalb Minuten seine Schuhe oder den Baum vor dem Küchenfenster angestarrt hat. Genauso gut kann man zu ihnen aber auch wie im Fieberwahn durch Fußgängerzonen laufen oder viel zu schnell durch strömenden Regen Fahrrad fahren. Besonders letzteres kann ich empfehlen: die Kombination aus Geschwindigkeit, kalte Nässe im Gesicht und diesem Bombast auf dem Ohr verleiht ein unglaubliches Gefühl von Leben. Mir zumindest.

So, jetz auch erstma wieder gut mit dem pseudo-intellektuellen Gesülze. Ihr wisst was ich meine. Denn so schwierige ist die Musik nun auch wieder nicht. Nur halt vielleicht nicht für jedermann. Als Fazit beibt: auch wenn M83 definitv kein Newcomer mehr ist – immerhin schon sechs Jahre und vier Alben aufm Buckel – und sich auch schon längst aus dem Untergrund rausgespielt hat – Videos rotierten schon auf MTV2 etc. – ist es für mich immernoch so eine Art Geheimtipp. Niemand, dem ich bis jetzt von einer meiner Lieblingsbands 2007 erzählt hab, hat auch nur irgendwas damit anfangen können. An Songtiteln kann ich neben den oben genannten noch unbedingt „Car Chase Terror“, „America“ und „Teen Angst“ von den schnelleren sowie „Let Me Burn Stars“, „Lower Your Eyelids to Die with the Sun“ und „Run Into Flowers“ von den langsameren Stücken empfehlen. Allerdings handelt es sich bei allen um Titel von den ersten drei Alben. In das neueste hab ich mich noch nicht lang genug reingehört 😉

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